G’sundes Südtirol: Die Gesichtslähmung

Die Lähmung eines Gesichtsnervs (Fazialisparese) betrifft auch immer mehr Südtiroler, mittlerweile kommen im Jahr 150 neue Fälle hinzu, erklärt unser Radio-Doktor Christian Thuile.

Unser Gesichtsnerv ist in erster Linie für die Beweglichkeit der Gesichtsmuskeln zuständig. Bei einer Fazialisparese fällt er meist auf einer Hälfte aus, in seltenen Fällen auf beiden. Betroffene können dadurch das Augenlid nicht mehr richtig schließen, beispielsweise auch nicht mehr die Stirn runzeln, die Augenbraue hochziehen, pfeifen und der entsprechende Mundwinkel hängt so sehr nach unten, dass das Sprechen oder auch das Essen und Trinken große Probleme bereitet.

Im Unterschied zum Gefühl nach einer Betäubung beim Zahnarzt bleibt bei einer Gesichtslähmung die Sensibilität erhalten, man spürt Berührungen schon noch, es ist Betroffenen „nur“ nicht mehr möglich das Gesicht gut zu bewegen. Oft besteht anfangs der Verdacht auf einen Schlaganfall, dieser muss natürlich auch ausgeschlossen werden, kann aber eine Ursache dafür sein.

Nur in rund 20% der Fälle ist eine Ursache auszumachen. Eine der häufigsten ist eine Infektion, wie die Gürtelrose im Gesicht, aber auch eine Borreliose kommt dafür in Frage, wie sie durch Zecken übertragen wird, genauso wie Masern, Mumps, Rötel, eine Mittelohrentzündung oder eine Herpesinfektion in diesem Bereich. Auch ein Tumor kann der Auslöser sein, die Zuckerkrankheit, Bluthochdruck und allgemein Durchblutungsstörungen und es kann auch die Folge einer Operation sein, wenn dabei der Nerv in Mitleidenschaft gezogen worden ist.

In 80% der Fälle ist aber nicht klar, was der Auslöser für eine Gesichtslähmung ist, Dauerstress scheint auch hier eine große Rolle zu spielen. Der Zeitraum vom Auftreten der Beschwerden bis zur (hoffentlich) kompletten Rückbildung, beträgt Monate oft sogar Jahre, daher ist ein rasches Reagieren zur Verbesserung der Situation durch geeignete Maßnahmen wichtig. Von Logopädie, also Sprechübungen über eine Art Physiotherapie für den Mund um Schlucken, Kauen und Essen zu Trainieren bis hin zur Behandlung für das Auge, damit hier nicht schwere Spätschäden auftreten. Die gute Nachricht ist: Ein Großteil dieser Lähmungen bildet sich von alleine, spontan wieder zurück. Aber leider gibt es auch Fälle, wo zumindest ein Teil der Probleme länger bestehen bleibt oder sich die Situation gar nicht mehr verbessert.

 

In unserer Gesundheitspraxis bekommen Sie Tipps und Infos vom bekannten Südtiroler Komplementärmediziner, Ernährungsexperten und Bestsellerautor: Dr. med. univ. Christian Thuile. Ihre Fragen zum aktuellen Thema können Sie uns auch mailen.