G’sundes Südtirol im Mai: Frei atmen

Wer sich auch regelmäßig etwas Zeit für konzentriertes und entschleunigtes Atmen nimmt, tut viel für seine Gesundheit, erklärt unser Radio-Dr. Christian Thuile.

Frei atmen zu können schätzen wir alle. Spätestens dann, wenn es mal nicht mehr so gut funktioniert, beispielsweise weil wir erkältet sind oder uns Pollen plagen. Durchschnittlich füllen wir unsere Lunge 20.000-mal täglich mit Luft, mit jedem Atemzug nehmen wir etwa einen halben Liter auf und wir atmen die rund 10.000 Liter auch wieder aus. Dahinter steckt eine faszinierende Teamleistung von Nervensystem, Muskeln, Skelett und Lunge.

Aufgebaut ist unsere Lunge ähnlich wie ein umgekehrter Baum: die Luftröhre ist dabei der dicke Stamm in der Mitte, der sich in zwei große Äste aufteilt, unsere Bronchien und diese verzweigen sich dann in viele kleine Äste. Daran sitzen, wie die Blätter eines Baumes, die hauchdünnen Lungenbläschen und dort gelangt der Sauerstoff ins Blut.

Die Atmung hat auch ein paar ziemlich beste Freunde in unserem Körper, nämlich die Schleimhäute. In Erkältungszeiten fallen rund 10.000 Bakterien und 100.000 Viren über unser Atemsystem her und würden sie unsere Schleimhäute nicht Großteils abfangen, wären wir ständig krank. Dieser klebrige Schleim funktioniert wie eine Art Fliegenfalle und befördert alles etwa durch kräftiges Niesen oder Husten wieder hinaus, das bitte nicht zurückzuhalten oder zu unterdrücken ist, denn damit reinigen sich Nase und Mund. Freilich schleudern unsere Keime dabei mit bis zu 160 km/h bis zu 5 m weit durch den Raum und wir niesen oder husten, aus Rücksicht vor den anderen, am besten in den Ellbogen.

Auch unsere Lunge hat ihre beste Zeit im Jugendalter, ab 35 Jahren sinkt die Lungenkapazität langsam, aber kontinuierlich wieder ab. Als Erwachsene haben wir durchschnittlich ein Lungenvolumen von 4-5 Liter, Leistungssportler können bis zu 8 Liter erreichen, Apnoetaucher sogar bis zu 10 Liter. Mit 65 Jahren haben wir durchschnittlich 1 Liter weniger Lungenkapazität als in jungen Jahren. Die gute Nachricht ist aber: unsere Lunge lässt sich in jedem Alter trainieren. Was sie schneller altern lässt, ist natürlich das Rauchen, aber auch die zunehmenden Schadstoffe in der Atemluft, chronische Entzündungen und Asthma, besonders auch, weil Allergien oft viel zu spät behandelt werden.

Richtiges Atmen ist eine Grundlage für unsere Gesundheit und Dr. Thuile geht noch weiter und sagt: Atmung besitzt Heilkraft, denn wer öfter ganz gezielt langsamer atmet, kann dadurch etwa seine Hirnaktivität beeinflussen oder auch seinen hohen Blutdruck senken. Normalerweise amten wir 10-20-mal pro Minute, beim entschleunigten Atem tun wir es 5-mal und zwar 4 Sekunden ein und 6 Sekunden aus und das am besten 2-mal am Tag 5 Minuten lang. Die positiven Effekte dadurch, in den unterschiedlichsten Bereichen, sind auch durch klinische Studien belegt, etwa bei Einschlafstörungen, Ängsten und Panikattacken. Durch diese einfache Technik lässt sich auch die Konzentrationsfähigkeit deutlich steigert, würden Schüler vor Tests ein paar Minuten lang entschleunigt atmen, wären die Ergebnisse hinterher sicher besser. Kinder sollten entschleunigtes Atmen lernen wie Lesen und Schreiben, wünscht sich Dr. Thuile.

In unserer Gesundheitspraxis bekommen Sie Infos und Tipps vom bekannten Südtiroler Komplementärmediziner, Ernährungsexperten und Bestsellerautor: Dr. med. univ. Christian Thuile. Ihre Fragen zum aktuellen Thema können Sie uns auch mailen.